„Wir sind hier sehr integriert“
Lobetaler Allertal-Werkstatt bei Firma Luhmann
In Celle ist sie ein Begriff, die Holzhandlung Luhmann im Stadtteil Hehlentor. Beim bloßen Vorbeifahren ahnt man nicht, wie groß das eigentliche Betriebsgelände ist. Betritt man (mit Erlaubnis) das Gelände, staunt man nicht schlecht, wie viele Hallen und überdachte Lagerflächen man hier findet. Rund fünfeinhalb Hektar groß ist das Gelände hier, wie ich später, von Mitinhaber Patrik Luhmann erfahre. Doch die Hallen und Lager sind natürlich nicht der eigentliche Grund meines Besuches. Vielmehr geht es mir um die Menschen, die hier arbeiten. Und das sind seit nun fast 15 Jahren auch Menschen aus Lobetal.
Eine Außenarbeitsgruppe der Lobetaler Allertal-Werkstatt hat hier ihr berufliches Zuhause gefunden. Die Gruppe besteht aus acht Beschäftigten, momentan noch ergänzt von einem Schüler der Celler Paul-Klee-Schule. Auch Praktikanten des Lobetaler Berufsbildungsbereichs sind hier gelegentlich anzutreffen. Begleitet und angeleitet wird die Gruppe von Thomas Sommerburg. Der 56-jährige ist gelernter Ergotherapeut und genau der richtige Mann am richtigen Ort. Dass er in seiner Zeit vor Lobetal auch als Werkstoffprüfer in einem Stahlwerk in Salzgitter gearbeitet hat, schadet seiner heutigen Tätigkeit auch nicht. Denn dass es bei Luhmannn zur Sache geht, merkt man sofort: Gabelstapler mit zum Teil gehörigen Ausmaßen flitzen umher, LKW fahren zum Be- und Entladen vor und in einer extra dafür gebauten Halle holen Kunden ihre bestellte Ware ab. Man muss schon seine Augen überall haben, um sich nicht in Gefahr zu begeben.
Nicht umsonst mahnt mich Luhmann-Mitarbeiter und Maschinenführer K. Jankowski in seiner Funktion als Sicherheitsbeauftragter zur Vorsicht. Gemeinsam mit Jan Ahrens von der Lobetal-Gruppe hebt er dann sechs Meter lange Terrassenbohlen aus Lärchenholz vom Stapler herunter. Die Hilfe von Jan Ahrens ist ihm dabei ein „wichtiger Part“, denn allein wäre die Arbeit auf Dauer nicht zu bewältigen.
Die Lobetaler sorgen für Ordnung
Wo sie es können, packen die Lobetaler mit an. Zu ihren generellen Aufgaben gehört das Sauberhalten des Betriebsgeländes. Das macht zum Beispiel auch Ralf Henning. Bei meinem Besuch steckt er große Pappkartons in einen dafür vorgesehenen Container. Etwas abseits steht Christian Szennay. Er sortiert Holzabfälle in verschiedene Boxen. Die Arbeit ist genau das Richtige für ihn, denn hier steht er nicht so im Fokus und kann in Ruhe „sein Ding“ machen.
Neben dem Reinigen des Betriebsgeländes und dem Trennen von Wertstoffen gehört es auch zu den Aufgaben der Gruppe, Ware für die Kunden vorzubereiten, bzw. versandfertig zu machen. Dabei hilft an diesem Tag Timm Peters. Mit großer Geste zückt er sein Cuttermesser aus seiner Jacke, um Folie von einer Packung Dämmmaterial zu lösen. Wie ich von Thomas Sommerburg erfahre, ist es durchaus eine häufige Aufgabe der Firma Luhmann, aus sehr großen Gebinden, entsprechend kleinere für die jeweiligen Kunden zu konfektionieren, wie es im Fachjargon heißt.
Täglich von 7.45 bis 15.30 Uhr ist die Lobetal-Gruppe auf dem Luhmann-Gelände, am Freitag bis 12.30 Uhr. Die Wegstrecke von Lobetal hierhin und wieder zurück zählt mit zur Arbeitszeit. Die Werkstattgruppe ist eine so genannte Außenarbeitsgruppe. Für die Beschäftigten hat das den unmittelbaren Vorteil, dass sie neben ihrem Arbeitsentgelt 30,00 Euro Außenarbeitsplatzzulage erhalten – pro Monat versteht sich.
Gelebte Integration
„Wir sind hier sehr integriert“, freut sich Thomas Sommerburg. Die Lobetal-Beschäftigten in ihren roten oder gelben Sicherheitswesten gehören einfach dazu. Das spiegelt sich auch bei der jährlichen Weihnachtsfeier wider, wo die Lobetaler natürlich mit dabei sind. Über die Arbeit hinaus hat sich auch eine Freundschaft entwickelt. Ehepaar Dagmar und Haucke Albers, die früher hier gearbeitet haben, treffen sich auch heute noch mit einem ehemaligen Kollegen von Luhmann.
Von der guten Kooperation mit Lobetal ist auch Firmenchef Patrik Luhmann begeistert und spricht von einer „Win-Win-Situation„, denn alle profitieren von der Zusammenarbeit. Dabei hatte Luhmann zunächst Bedenken, ob der Umgangston im Unternehmen nicht zu rau sei. „Funktioniert das mit den Mitarbeitern?“, fragte er sich. Aber das ist lange her. Längst sind die Beschäftigten aus Lobetal „ganz normale Mitarbeiter – ganz ohne Probleme“, freut er sich. Dabei betont er, dass die Gruppe „sehr selbständig“ arbeitet. „Das klappt 100-prozentig“ ist er begeistert, „da brauch ich mich eigentlich gar nicht drum kümmern“. Trotzdem hat Patrik Luhmann ein offenes Ohr für seine Mitabeiter. So hatte ihm zum Beispiel Christian Szennay die Erweiterung des Sortiments um die Produkte eines speziellen Werkzeugherstellers empfohlen. Patrik Luhmann hat sich das interessiert angehört und den Vorschlag prüfen lassen. Letztlich kam es nicht zu dieser Sortimentserweiterung, aber die kleine Geschichte zeigt viel vom kollegialen Umgang hier.
Markus Weyel