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Mann stützt sich auf Stapel Holzstücke und schaut auf ein Tablet.

Kalamitätsholz: Beschädigtes Holz konstruktiv und sinnvoll nutzen

Der sinnvolle und schonende Umgang mit Ressourcen ist im Interesse aller. Denn dadurch wird gewährleistet, dass weiterhin ausreichend Rohstoffe zur Verfügung stehen und mehr Nachhaltigkeit gelebt wird. Mit dem Einsatz von Kalamitätsholz im Bausektor lässt sich ein sinnvoller Beitrag dazu leisten.

Was ist Kalamitätsholz?

 

Holz ist gespaltet.
Als Kalamitätsholz wird Holz bezeichnet, das aus unterschiedlichsten Gründen durch äußere Einflüsse Schäden genommen hat. So besitzt es teilweise keine optimale Qualität und ist deshalb auf dem Markt weniger gefragt. Dazu gehören Schäden durch Schädlinge, Trockenheit, Sturmwurf, Waldbrände und andere Einflüsse, die die Qualität beeinträchtigen.
Typische sichtbare Anzeichen, an denen sich Kalamitätsholz erkennen lässt, sind Verfärbungen, Fraßgänge und Risse. Das Holz stammt zudem vor allem aus regionalen und einheimischen Quellen. In vielen Fällen gelangt Kalamitätsholz bisher nur selten in die Produktionskette für hochwertiges Bauholz. Stattdessen wird es minderwertig genutzt, zum Beispiel als Brennholz oder für die Fertigung von Paletten.

 

Welche Mengen an Kalamitätsholz entstehen jährlich?

In jedem Jahr fällt eine bestimmte Menge Kalamitätsholz aus natürlichen Gründen an. Dies lässt sich nicht vermeiden, da äußere Einflüsse schon immer Teile des Waldes geschädigt haben und schwache Bäume grundsätzlich anfällig für Schäden sind. Jedoch ist seit 2015 ein deutlicher Anstieg bei den Mengen zu verzeichnen.

Für die deutschen Wälder bedeutete dies zwischen fünf und zehn Millionen Kubikmetern Kalamitätsholz pro Jahr. 2020 wurde mit einer Menge von knapp über 60 Millionen Kubikmetern ein neuer, trauriger Höhepunkt erreicht. Auslöser für diesen Anstieg waren vor allem Schäden durch Insekten. In erster Linie spielen Borkenkäfer bei Nadelhölzern eine Rolle, aber auch Nonnen-, Kieferneulen- und Schwammspinner richten große Schäden im Wald an.

 

Umgestürtzte Bäume im Wald.
Ebenfalls angestiegen sind die Mengen an Schadholz, die aufgrund von Wind, Sturm und Trockenheit entstehen. Verantwortlich dafür waren die trockenen Sommer, die zwischen 2018 und 2022 für starke Schäden in deutschen Wäldern sorgten. Gerade Flachwurzler wie Fichten waren betroffen.
Die Entscheidung der Forstwirtschaft, vor allem auf schnell wachsende Fichten in Monokulturen zu setzen, hat entscheidend zu den heutigen Problemen beigetragen. Rund 90 Prozent des Kalamitätsholzes in Deutschland stammen von Fichten und Kiefern. Die restlichen zehn Prozent entfallen vor allem auf die Buche und die Eiche.

 

In welchen Bereichen lässt sich Kalamitätsholz sinnvoll verwenden?

In vielen Fällen ist Kalamitätsholz voll einsatzfähig und besitzt keine gravierenden Nachteile gegenüber anderen Hölzern. Das gilt sowohl für Holz, das von Schädlingen befallen ist, als auch für Bäume, die durch Wind oder Schnee umgeworfen wurden. Bei Schädlingsholz ist nur der Bast betroffen, also der Bereich zwischen der Borke und dem Stammholz. Das Kernholz des Stamms ist somit unbeschädigt. Selbiges gilt für Bäume, die aufgrund von Trockenheit abgestorben sind und aus diesem Grund geschlagen wurden.

Somit ist Kalamitätsholz als Baumaterial voll verwendungsfähig, sofern es die Vorgaben der DIN 4074-1 erfüllt. Diese Norm legt die Merkmale und Voraussetzungen für Hölzer fest, die für tragende Konstruktionen zum Einsatz kommen. Als Schnittholz ist dann der Einsatz im gesamten Spektrum des Bausektors möglich. Sofern optische Mängel durch die Schäden vorhanden sind, die aber nicht die Tragfähigkeit beeinflussen, ist der Einsatz in Bereichen möglich, die nicht sichtbar sind.

Beispielsweise sorgt der Blaupilz für eine Verfärbung des Holzes. Dies beeinträchtigt jedoch die Stabilität und Haltbarkeit des Holzes nicht. Nach dem Fällen und Trocknen ist eine weitere Ausbreitung des Pilzes ausgeschlossen, sodass auch langfristig nichts gegen die Nutzung dieser Form von Kalamitätsholz spricht. Dies gilt auch für den Befall mit Schädlingen wie dem Borkenkäfer. Das Frischholzinsekt findet sich nur in lebendem Holz. Nach dem Einschlag geht also keine Gefahr mehr von Borkenkäfern und anderen Insekten aus.

Laut DIN 4074-1 lässt sich Kalamitätsholz ohne Einschränkungen zu Kanthölzern, Brettern, Bohlen und Latten verarbeiten, sofern keine Fäule vorhanden ist. Für nichttragende Schnitthölzer ist Kalamitätsholz mit Verfärbungen in den Güteklassen 2 und 3 zugelassen. Risse, die vor allem bei Nadelhölzern auftreten, die durch Trockenheit beschädigt wurden, beeinträchtigen die Einstufung nach DIN 4074 und DIN 68365 gar nicht, sofern die Breite sechs Millimeter nicht überschreitet. Das ermöglicht den Einsatz in tragenden Funktionen, für Kanthölzer, Dachlatten, Bretter, Bohlen oder Brettschichtholz.

Aus diesen Gründen ist die Nutzung von Kalamitätsholz wichtig

 

Entwicklung der Holzpreise, Marienkäfer-emoji, Sonnen-emoji, Kalamitätsjahr 2019, Holzpreis -50%, 40€/ Festmeter, Baum-emoji, Regenwolken-emoji, normales Jahr, Holzpreis, 95€/ Festmeter.
Lange Zeit wurde Kalamitätsholz zu enorm niedrigen Preisen gehandelt, oder es gab überhaupt keinen Markt für dieses Holz. Das führte dazu, dass bei einem Überangebot des günstigen Kalamitätsholzes der gesamte Markt für Holz preislich nachgab.
In erster Linie geht es dabei um Nadelhölzer wie die Fichte, die überdurchschnittlich von Schäden durch Trockenheit und Schädlinge betroffen sind. Dies zeigt sich unter anderem an den allgemeinen Preisen für Fichtenholz.

Für die Forstwirtschaft und Waldbesitzer sind stabile Preise wichtig, um profitabel und vorausschauend zu arbeiten. Dies ist jedoch nur ein Grund, warum es wichtig ist, die Akzeptanz für Kalamitätsholz zu steigern und das Holz sinnvoll zu nutzen. Wird das Überangebot an Kalamitätsholz sinnvoll verwendet, dann führt dies allgemein zu stabileren Preisen am Holzmarkt. Ein weiterer Aspekt ist der nachhaltige Umgang mit dem Rohstoff Holz. Kommt Kalamitätsholz verstärkt als Konstruktionsholz zum Einsatz, dann lassen sich andere Waldbestände schonen. Dies mindert den Einschlag und sorgt gleichzeitig in Zukunft für eine zuverlässige Versorgung mit Bauholz. 

 

Baum mit vielen grünen, vom Licht durchleuchteten Blättern.
Kalamitätsholz hat zudem eine gute Klimabilanz. In den meisten Fällen ist es regional verfügbar und stammt aus Quellen in der unmittelbaren Umgebung. Interessant ist auch der Faktor CO2. Das im Holz gebundene CO2, das der Baum im Laufe seiner Lebenszeit aufgenommen hat, bleibt im Holz gespeichert, wenn es als Konstruktionsholz auf dem Bau zum Einsatz kommt.
Anders sieht es aus, wenn das Kalamitätsholz zur Energiegewinnung verbrannt wird oder gar ungenutzt im Wald verrottet. Mit der bewussten Entscheidung für Kalamitätsholz lässt sich also auch ein Beitrag zur nachhaltigen und klimaschonenden Bauindustrie leisten.

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